RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT

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Marcus Brambach - Was ist eigentlich die Liebe

15.12.2007 - 2.2.2008

ERÖFFNUNG : 15.12.2007, 18 Uhr
Grußwort von Barbara Meyer, Künstlerin, Kulturprojekte Berlin GmbH (siehe unten)

 

Ausstellung Marcus Brambach im RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT

 

Der RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT bietet einen eben solchen in einer Halle von rund 90qm und ist neu - im Hinterhaus in der Adalbertstraße 71 im Zentrum Berlins.

Zu diesem Anlass ist der junge Künstler Marcus Brambach (D, *1982) eingeladen, der die essentielle Frage stellt: Was ist eigentlich die Liebe ?

Marcus Brambach hat auf der Suche nach einer bildlichen Antwort zum Stichwort 'Liebe' Fotografien fremder Autoren im Internet gesammelt und zu einer referentiell komplexen wie poetischen Bildfolge zusammengestellt. Die als Fotobuch konzipierte und 100 Fotografien umfassende Arbeit Was ist eigentlich die Liebe wird neben dem Buch erstmals komplett an der Wand präsentiert.
Das Buch kann als Edition in einer Aufflage von 10 erworben werden.

 

Ausstellung Marcus Brambach im RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT

 

"Wunderbar, dass wir heute in Kreuzberg einen Raum für Zweckfreiheit erhalten.

Ganz enthusiastisch entspricht er einem Bedürfnis nach unbesetzter
Zone in einer ausstaffierten, zweckgebundenen urbanen Umgebung.
Homi K. Bhabha hat in seiner kritischen Kulturanalyse "Die Verortung der
Kultur" den Platz dazwischen zu beschreiben versucht, etwa wenn er sagt:
'Die artikulierte Öffnung markiert eine Neue Lage - Da-Zwischen:
PLACING OR SPACING.'

Der Raum für Zweckfreiheit befindet sich hier in guter Nachbarschaft.
Unweit von hier findet er etwa im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien einen
nahen Verwandten, der es immer wieder schafft, sich als offener
Verhandlungsraum für zeitgenössische Kunst zur Verfügung zu stellen.
Oder der Raum A6 in der Adalbertstrasse 6, wo die Gedanken frei
rumwirbeln zwischen Kohlebriketts und Pflastersteinen. Eine
anarchische kleine Denkstube mit Tradition.

Gut ist es, Räume zu kreieren, die wie amorphe Zellen sich mit dem
Ereignis wandeln und trotzdem die Spuren bewahren, die sich im Laufeder
Zeit an den Wänden niederschlagen.

Der Raum der Zweckfreiheit spielt mit dem Verdacht, Tendenzen zu
entwickeln. Ich möchte hier noch etwas weiter spekulieren und festhalten:
Zweck-Freiheit ist eine sehr anstrengende Sache!

Der Zweck ist der durchtriebene, berechnende Bruder des Sinns.
Edel und melancholisch balanciert dieser über tiefe Gräben und
Abgründe des Lebens.
Nicht so der Zweck: hätte er ein Motorrad, so würde er leichtfüßig und
mit Zwischengas, grinsend, an seinem zweifelnden Bruder Sinn
vorbeiflitzen.
Er hat die Poesie eines Baumarkts gefressen und liebt eine süffige und
mundgerechte Logik, die er niemals für Sinnfragen aufs Spiel setzen würde.

Zweck-Freiheit zu schaffen ist eine mutige Angelegenheit!
Gleichzeitig sollte man mit dem doofen Bruder Zweck nicht so hart ins
Gericht gehen, wenn er sich dann mal hier in der Adalbertstrasse für
kurze Zeit einschleicht- denn irgendwie gehört er doch zur Familie!

"Was ist eigentlich die Liebe?", ist die erste Frage, die in diesem Raum
von Markus Brambach gestellt wird.
Seine gegoogelten Bilder der Liebe tanzen zwischen zweckgebundenen
Motiven und freien Emotionen. Er eröffnet ein Spiel, das Sie durchaus
auf der Straße, auf dem Heimweg, weiterführen könnten:
Verkehrszeichen, streunende Hunde, Weihnachtsbeleuchtung, H&M-Plakate,
Sushi-Teller, - Phänomene, die sich zwischen Sinn und Zweck verorten
lassen: Wer hat sie - zu welchem Zweck oder mit welchem Sinn - in dieser
Stadt platziert?

Auf der Suche nach einem Protagonisten, der zwischen der Frage nach
der Liebe und dem zweckfreien Handeln steht, habe ich mich an
ForestGump erinnert. Er befragt mit seinem zweckfreien Blick die
amerikanische Geschichte nach dem Phänomenalen und beantwortet
die Zweckfragen stets mit großen Löchern.
Zufällig wird er als Soldat in Washington während einer großen
Friedenskundgebung aufgefordert, vor versammelter Menge zum Krieg in
Vietnam Stellung zu nehmen.

"In Vietnam.." es folgt eine Pause, weil das Mikrophon ausfällt -
"-und das ist alles, was ich zu Vietnam zu sagen habe".

Das Dazwischen wäre wahrscheinlich ein Platz für Wahrheit.
Doch dies ist ein noch viel schwierigeres Terrain als das der Zweckfreiheit.
Davor gruselt es vielen.

Zweckfreiheit also, hier und jetzt.

Viel Glück für Jan und sein mutiges Experiment an diesem Ort."

Barbara Meyer

 

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RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT
Adalbertstraße 71
(Hinterhaus)
10997 Berlin

Kurator: Jan Ketz
mail(at)zweckfreiheit.de