Jens Liebchen
TSUKUBA – NARITA 2011/03/13
Fotografien aus Japan vom 13. März 2011 und Präsentation des neuen Buchs
10.6. - 1.7.2011
Eröffnung DO 9.6.2011, 19:00
© Jens Liebchen, untitled, from "TSUKUBA–NARITA 2011/03/13"
"I left Japan two days after the quake. The situation was unclear. Information from Japanese and Western media differed to a great extent. The bus to Narita left on time, as usual." J. L.
TSUKUBA–NARITA 2011/03/13 ist Jens Liebchens unmittelbare künstlerische Reaktion auf die jüngsten Ereignisse in Japan. Die Arbeit wird erstmalig im RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT präsentiert.
Am zweiten Tag nach der Katastrophe in Japan verlässt Jens Liebchen sein Haus in Tsukuba, um den Flughafen Narita außerhalb von Tokio zu erreichen. Der Titel markiert den rund 50 Kilometer weiten Weg der eineinhalbstündigen Fahrt. Die 80 Aufnahmen geben in chronologischer Abfolge den Blick aus dem Fenster in der Art eines 'Road Movie' wieder: Verkehrswege, Wohnhäuser, Vorgärten, Landschaften, industrielle Bauten und leere Parkplätze. Es ist ein sonniger Morgen. Die Bilder zeigen die charakteristische Struktur der Gegend, doch nur vereinzelt sind Menschen an gewöhnlich belebten Orten zu sehen, Tankstellen sind verwaist und abgesperrt. An einigen Hausdächern sind Spuren des Erdbebens sichtbar. Ignoriert der morgendliche Jogger die Situation oder wohin läuft er? Trug die Frau an der Kreuzung im Alltag zuvor auch einen Mundschutz? Die Bilder werfen Fragen auf, statt Vorstellungen zu bestätigen. Mit suchenden Augen wird beim Betrachten von TSUKUBA–NARITA 2011/03/13 das aktive 'Lesen' von Fotografien erfahrbar. Alltägliche Szenerien und Objekte werden mit Bedeutung aufgeladen, Schilder und Werbung erhalten zusätzliche Konnotationen. So verweist uns ein überdimensionaler pinker Golfball nicht mehr allein auf das Freizeitangebot, er wird zu einem schrillen Symbol der Erdkugel, welches an die Auswirkungen und die globale Wahrnehmung der Erdbeben-Tsunami-Atomkatastrophe und die unterschiedliche mediale Berichterstattung denken lässt. Es sind direkte, dokumentierende Fotografien, die jedoch nichts beweisen oder korrigieren wollen. Vielmehr hat Jens Liebchen eine Bilderserie von vielschichtiger Bedeutung geschaffen, die mit subtiler Wirkung die Eindeutigkeit sichtbarer Zeichen in Fotografien in Frage stellt und die Macht kontextabhängiger Bedeutung thematisiert.
Jens Liebchen (*1970) lebt in Berlin und Tokio.
Weitere Informationen: www.jensliebchen.deDas Künstlerbuch mit einem Text von Christoph Schaden ist zum Juni bei Spector Books, Leipzig, erschienen: www.spectorbooks.com
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Jens Liebchen's recent work is a direct reaction on the incidents in Japan in March 2011. It brings together 80 photographic images. Tsukuba–Narita 2011/03/13, the title says. A date is given and two Japanese locations are named that supposedly mark the beginning and end of the precipitous bus ride that took place early one Sunday morning in the spring of 2011.
It is here that the images originated, the words tell us. The sun had been shining and the bus is said to have left on time. ”On time, as usual.“ The destination – Narita International Airport outside of Tokyo – was reached. No reason to be alarmed. Though the media – if you recall – issued one unsettling report after another. ”Brutal images“, as they themselves called them."How are we read today?—the images ask in a hushed tone. How will you perceive us tomorrow? And what will be recognized in us?" (Christoph Schaden)
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Öffnungszeiten: FR 16:30-19:00 und nach Vereinbarung
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Der RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT bietet einen eben solchen
im Hinterhaus in der Adalbertstraße 71 im Zentrum Berlins.
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RAUM FÜR ZWECKFREIHEIT
Adalbertstraße 71
(Hinterhaus)
10997 BerlinJan Ketz
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